Zeitzeugenbericht Alt-Bürgermeister Karl Bruhse
Der verstorbene Herr Karl Bruhse war von 1951 bis 1982 Bürgermeister der Gemeinde Hardebek. Es folgt seine Abschlussansprache aus dem Jahre 1982 anlässlich seiner Abdankung als Bürgermeister.
Bericht 1951 - 1982
Meine lieben Hardebeker Bürger!
Ich gebe heute einen abschließenden Bericht als Bürgermeister der Gemeinde Hardebek.
Die einzelnen Ereignisse lasse ich nochmals vorbeiziehen.
Am 1. Janur 1951 wurden wir wieder eine selbständige Gemeinde. Als kommissarischer Bürgermeister wurde Wilhelm Behncke eingesetzt. Die erste Gemeindevertretung bestand aus folgenden Personen:
Otto Selke
Karl Lindemann
Karl Bruhse
Fritz Reckefuss
Robert Boy
Gustav Holtorf
Walter Dohse
Emil Kallies
Maria Lorenzen
Erwin Lange
Wilhelm Behncke
Auf dieser Sitzung am 17. Mai 1951 wurde ich als Bürgermeister vorgeschlagen und einstimmig gewählt. Alle diejenigen Bürger, die hier damals noch nicht wohnten und lebten, können sich gar nicht vorstellen, was ich mir mit diesem Amt eingehandelt hatte.
Wir hatten überhaupt keine Barmittel.
Der erste Haushalt schloss in Einnahmen und Ausgaben mit 1900,- DM ab. Straßen waren nicht vorhanden. Es existiert nur eine wassergebundene Straße bis zur ehemaligen Schule. Im Ort waren lediglich einige Wege mit Kopfsteinpflaster ausgelegt, noch aus der Zeit des königlichen Remontedepots. Die Straße wurde nach einjähriger Bauzeit fertiggestellt. Am 8. Mai 1953 wurde die neue Straße für den Verkehr freigegeben. Anwesend waren der ehemalige Landrat Dr. Alnor, Kreispräsident Rickert und Obersekretär Brettin. Ansprachen wurden von Dr. Alnor, Kreispräsident Rickert und mir gehalten. Herr Rickert durschnitt das Band. Im Anschluss musste ich mit den Herren Landrat und den Kreispräsident die erste Fahrt auf der neuen Straße, die eine wassergebundene Decke hatte, machen.
Im Saal der Gastwirtschaft Löhndorf gab es dann Erbsensuppe für alle Arbeiter und Anlieger. Die Kinder mussten Gedichte und Lieder vortragen. Den Abschluss bildete abends der große Festball. Für mich persönlich war dieses das herausragende Ereignis der ersten beiden Jahre.
Vom Straßenbau waren noch ca. 80 cbm Kiesgeröll übriggeblieben, welches im Moorweg eingebaut wurde, wodurch dieser eine gewaltige Verbesserung erfuhr.
In den ersten beiden Jahren haben wir mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde im Gemeindewald Kahlschlag gemacht. Die Eichenstämme wurden auf einer Holzauktion meistbietend an Hardebeker Bürger versteigert. Es wurde wieder mit Fichten aufgeforstet.
1954 wurden die ersten 400m Gemeindeweg als Versuch mit einer Schwarzdecke versehen. Es war der Jungfernstieg von der Rodenbek bis zum Hof Felske.
Die Brücke über die Hardebeker-Brokenlander Aue war vorher auch schon erneuert worden.
Als nächste Straße wurden der Moorweg und die Schulstraße mit einer Schwarzdecke versehen.
1961 hatte jeder Bauereine feste Straße zu seinen Hof.
Geld hatten wir nicht. Es wurden sehr günstige Kredite angeboten. Ein Darlehn nach dem anderen wurde aufgenommen.
Etliche Jahre müssen wir noch abbezahlen.
1956 wurde die Kreisstraße zur B4 mit einer Schwarzdecke versehen und auf Antrag hochgestuft zur L260.
Dadurch wurden wir von den Unterhaltungskosten entbunden. Je mehr Wirtschaftswege ausgebaut wurden, desto größer wurde die Belastung für die Unterhaltung.
Aber auch der Johanneskamp wurde nach dem Ankauf von ca. 2000 qm Land von Gebhard Keuffel sen. Durch seinen Wald ausgebaut. Der alte Weg mit den Kurven wurde stillgelegt. Als letzte wurde die Feldstraße ausgebaut.
Dies war auch am teuersten, nämlich 80.000,- DM für 1 km.
Es wurden aber nicht nur Straßen gebaut.
Fast der ganze Ort wurde mit einer Mischwasserleitung versehen. Ende der 60er Jahre wurde die Straßenbeleuchtung installiert, in Eigenleistung mit abschließenden Würstchen-Essen.
Der Sportplatz wurde durch Ländereien der Gemeinde mit der Hauskoppel von H.D. Blunck ausgetauscht. Der Platz liegt nunmehr außerhalb des Verkehrs. Die Vermessungskosten von über 3000,- DM mussten von der Gemeinde erstattet werden.
Die Freiwillige Feuerwehr Hardebek erhielt eine neue Motorspritze.
Im Januar 1967 lieferte die Firma Erich Bandholz aus Itzehoe das von der Gemeinde bestellte Fahrzeug ab. Es konnte unserer Wehr bei einer Festsitzung feierlich übergeben werden.
Anfang der 70er Jahre erhielten die Gemeindestraßen Namen und die Häuser Nummern. Die Straßenschilder wurden von den Gemeindevertretern aufgestellt.
Der Fortschritt ging weiter.
Der Hasenkrüger Kamp wurde ausgebaut. Heute leben hier über 100 Menschen.
Die Gartenstraße wurde mit 10 Häusern versehen. Die Lindenstr. erhielt eine Mischbebauung.
Der Jungfernstieg wurde mit herrlichen Bungalows versehen.
Durch die erheblichen Neubauten sind sehr viele Neuzuzüge zu versehen. Aber ich meine, der große Durchschnitt hat sich hier sehr gut eingelebt.
1974 wurde der Beschluss gefasst, auf dem Gemeindeplatz ein Haus für alle Zwecke zubauen. Der erste Spatenstich erfolgte 1975 um Ostern herum. Es wurden Eigenleistungen im Gegenwert von ca. 135.000,- DM erbracht, bei einer Gesamtsumme von 210.000,- DM.
Im Januar 1976 wurde das Sportlerheim unter Anwesenheit des Herrn Landrates eingeweiht. Dieser Tag war auch ein großes Ereignis.
Der Heizungskessel wurde gleich eine Nummer größer gewählt, um das geplante Feuerwehrgerätehaus mit anzuschließen.
1977 haben wir das Feuerwehrgerätehaus in Eigenleistung gebaut zu einem Preis von unter 40.000,- DM.
Es wurde am 31. März 1978 unserer Wehr übergeben.
Anwesend waren der Kreisbrandmeister und der stellvertretende Landrat.
Ich muss sagen, das Haus und die Anlagen werden zur Freude aller Einwohner von der Feuerwehr sehr gepflegt.
Den Abschluss bildeten dann die Teerstraße bis zum Sportlerheim und der Platz vor dem Feuerwehrgerätehaus.
Aber die Bauvorhaben gingen weiter.
1979 wurde die Schulstraße in einer Länge von über 4 km mit einer Schwarzdecke versehen. Ebenso die Lindenstr.
Der Antrag beim Straßenbauamt in Itzehoe für den Bau eines Rad- und Gehweges wurde gestellt. Die erforderlichen Ländereien wurden den Anliegern abgekauft.
Anfang 1981 war alles perfekt, und in 6 wöchiger Bauzeit wurde der Rad-und Gehweg im März 1981 der Öffentlichkeit übergeben. Als Begrenzung wurde ein Zaun gezogen und 30 Linden gepflanzt.
Im Anschluss wurde unsere L260 bis Brokenlande um 1m verbreitert und mit einer neuen Schwarzdecke versehen, so dass die Fahrbahnbreite jetzt 6m beträgt.
Die L260 ist als Zubringer zur B4 und zur Autobahn vorgesehen.
Zu erwähnen ist noch, dass wir seit 1966 dem Schulverband Brokstedt und Umgebung angehören.
Es ist ein 13-klassiges System mit Gymnastikhalle und Lehrschwimmbecken. Die Kinder werden mit dem Bus befördert.
1980 haben wir auch eine Trinkwasserversorgung erhalten. Die Gemeinde hat dazu einen Zuschuss von 50000,- DM gegeben.
In groben Zügen habe ich hiermit das Wesentliche angesprochen. Ich möchte noch ein sehr herzliches Dankeschön meinen Hardebeker Bürgern sagen. Sie haben mich all den Jahren tatkräftig unterstützt und mir geholfen. Mein ganz besonderer Dank gilt allen ehemaligen und jetzigen Gemeindevertretern. Ohne ihre Hilfe hätte ich nicht die Kraft besessen, sämtliche Vorhaben durchzuführen.
Liebe Hardebeker, helft meinen Nachfolger in gleicher Weise. Der Fortschritt muss weitergehen für mein Hardebek.
gez. Karl Bruhse